Entwicklertag Frankfurt 2015

Während der Karlsruher Entwicklertag der andrena objects ag schon seit 2010 ein etabliertes Event in Karlsruhe ist, brachte der Veranstalter die Konferenz dieses Jahr erst zum zweiten Mal nach Frankfurt. Fünf synyx-Kollegen dachten sich: “Die nehmen wir doch mit!” und bestiegen den ICE in Richtung Deutschlands Bankenmetropole. Die Entwicklergemeinde wurde dort in einem Gebäude der Goethe-Universität empfangen und mit ausreichend Kaffee und Mate für den ganzen Tag versorgt. Bereits in der Opening Session zeichnete sich die hohe Qualität der Veranstaltung ab als Professor Ralf Reussner vom KIT einen eindrucksvollen Einblick in die Informatik-Forschung bot. Mit den von ihm betreuten Forschungsprojekten Palladio und Vitruvius (WIP) stellte er mächtige Werkzeuge vor, mit denen man schon vor der Implementierung eines Projekts die Auswirkungen von Designentscheidungen abschätzen kann. Nach diesem gelungenen Auftakt begann die eigentliche Konferenz mit in drei Tracks strukturierten Talks.

Leadership Hacks

Eine der originellsten und interessantesten Sessions war Benjamin Reitzammers Talk über Leadership Hacks. Statt der erwarteten Tricks zur Mitarbeitermanipulation lieferte er eine Anleitung, wie man durch sensibles und rücksichtsvolles Teamplayerverhalten seine Kollegen auf die eigene Seite bringt. Dabei spielen so einfache Dinge wie Mittagessen und Zuhören schon eine große Rolle. Er appellierte in diesem Zusammenhang an Eigenschaften wie Sensibilität, Verlässlichkeit, Selbstreflexion und Kommunikation. Seine wichtigste Message: Don’t be a Rockstar!

rockstar

Pecha Kucha

Eine für uns neue Vortragstechnik, welche wir auf den Frankfurter Entwicklertagen kennenlernen durften, war das Pecha Kucha. Bei dieser Form des Vortrages wird die Anzahl der Folien auf 20 sowie die Projektionszeit je Folie auf 20 Sekunden begrenzt. Das Format versprach viel Informationen in kurzer Zeit und so war es auch. Zudem gab es viel zu lachen. Ein durchaus gelungenes Format mit tollen Vorträgen.

Dr. Michael Eichberg gelang es in seinem Vortrag Your JDK – The Devil is in the Dark mit kurzen und durchaus amüsanten Codeausschnitten des OpenJDK 8 einen Einblick in die kleinen Abgründe der Programmierung zu vermitteln. Unser Vorschlag für den Leadership Hack #6: Your JDK – The Devil is in the Dark mit einem Kollegen anschauen.

Im Votrag It’s All About The Fun von Jens Schauder gab es einen kurzen Abriss über die Wichtigkeit des Spaßes in einem Unternehmen und dass dieser nie zu kurz kommen darf. Auch durchaus ungeliebte Aufgaben können mit der Pomodoro-Technik und einem ‘Bonbon’ nach dieser Tätigkeit zu einem positiven Effekt führen. Ein schöner Vortrag dem wir uns nur anschließen können. Spaß bei der Arbeit zeigt uns, warum wir uns dazu entschlossen haben, unser Hobby zum Beruf zu machen.

Jeder hat ihn in der Firma und kennt ihn nur zu gut. Den Prozess Sheriff. Er beharrt darauf den Prozess strikt und ohne Kompromisse zu folgen. Ob dieser in einem agilen Umfeld mit Scrum noch eine Berechtigung hat stellte uns Steffen Brandt vor. Ein netter Talk um sich an seine Kollegen zu erinnern und ein wenig zu schmunzeln.

Antifragile Software für die Welt des 21. Jahrhunderts

Der Nachmittag startete mit einem sehr spannenden Vortrag von Johannes Link, Antifragile Software für die Welt des 21. Jahrhunderts, über die Antifragilität von Systemen und was dies bedeutet. Fragil ist wahrscheinlich jedem von uns ein Begriff. Es beschreibt die Eigenschaft eines Systems, welches durch starke Belastungen von außen beschädigt oder sogar zerstört werden könnte. Entscheidend dabei ist, dass dieses Verhalten deterministisch anhand der Stärke der Belastung wiederholt hervorgerufen werden kann.

fragil

Natürliche Systeme wie zum Beispiel die Menschheit sind hingegen antifragil. Sie werden durch Belastungen ihrer Umwelt zunächst stärker, bis die Belastung zu extrem wird und eine negative Wirkung eintritt.
Wenn man dieses Konzept auf Softwaresysteme anwenden könnte, würde dies bedeuten, dass ein System sich selbst stabilisiert und anhand von, zum Beispiel, unüblichen Anfragen lernen würde. Das System würde robuster werden. Dieser Ansatz ist neu und sehr spannend und wirft die Frage auf, ob man ein System erschaffen kann, welches z.B. anhand von zyklisch wiederkehrenden selbst initiierten DoS Attacken antifragiler werden würde, sozusagen eine DoS Impfung erhält?

hormesis

In der Natur wird dieses Phänomen Hormesis genannt. Bei der ein Organismus, bzw. in unserem Fall ein System, eine positive Wirkung bei Belastung erfährt. Erst bei einer Überdosis ist die Funktionalität nicht mehr gewährleistet und das System kann seinen Dienst nicht mehr erfüllen.
Zusammengefasst ein sehr guter Vortrag und ein spannendes Themengebiet. Mehr davon!

Weitere Vorträge

Auch von den restlichen Vorträgen waren einige erwähnenswert. Hagen Buchwald vom Veranstalter andrena objects ag erläuterte auf hohem Niveau und mit vielen Erfahrungen im Gepäck inwiefern der Pfad eines Unternehmens zur Agilität von der Unternehmenskultur abhängt. Den goldenen Pixel für den kreativsten Vortrag bekommen Jens Broos und Martin Ruprecht verliehen, die durch eine beeindruckende Anzahl von Analogien belegten, was die Softwareentwicklung mit Fußball gemein hat und was wir uns bei unserer täglichen Arbeit von den Kickern abschauen sollten. Einer der wenigen Vorträge mit Code auf den Folien war der Talk von Niko Köbler, der verschiedene Wege und Toolchains aufzeigte, Node.js auf der JVM zu nutzen, wobei anscheinend Nashörner aller Art eine größere Rolle spielen.

aufstellung

Fazit

Wieder zurück auf unserem heimischen Bürostuhl können wir sagen, dass der Entwicklertag Frankfurt eine nette kleine Konferenz ist, die man sich anschauen sollte, wenn man in der Nähe ist.
Die Qualität der Talks war hoch, die Atmosphäre angenehm und das Catering ließ kaum Wünsche offen. Die Folien sind hier öffentlich zugänglich. Das Einzige Manko dieses Jahr: Es wurden für unseren Geschmack zu wenige Informationen vermittelt, die unsere konkrete tägliche Arbeit als Entwickler verbessern können. Zu einem großen Anteil wurden die Themen in Form abstrakter Konzepte auf hohem Level behandelt. Obwohl wir das generell begrüßen und die Themen dank der guten Speaker interessant präsentiert wurden, haben wir mehr konkrete Beispiele und Vermittlung von Best Practices vermisst. Das Fazit der Konferenz ist daher: Neat stuff, but too meta. Relevant XKCD:

Quelle: xkcd.com

Kommentare

  1. @Benjamin: Sorry dafür!
    @Tobsch: Danke fürs fixen!

  2. Freut mich, dass euch unser Résumé der Konferenz gefallen hat.
    @Michael: Wir werden uns den BugPicker mal anschauen und ihn auf das ein oder andere Projekt loslassen. Mal schauen wie gut wir abschneiden :)
    @Benjamin: Es stimmt, dass es danach aussieht das 'broworker' von dir stammt. Das sollte nicht suggeriert werden und ich habe den Artikel angepasst. :)

  3. Hi - vielen Dank für die positive Erwähnung. Der "BugPicker" den wir verwendet haben, um die Fehler im JDK zu finden, ist übrigens OpenSource und kann unter <a href="http://www.opal-project.de/tools/bugpicker" rel="nofollow">BugPicker</a> herunter geladen werden, damit jeder selber nach Fehlern in seinem Java Code suchen kann.

  4. Hallo und vielen Dank für die netten Worten zu meinem Vortrag. Es freut mich, dass er euch gefallen hat.
    Allerdings fühle ich mich verpflichtet darauf hinzuweisen, dass das Wort "broworker" nicht Teil meines Vortrags war. Ich finde es darüber hinaus eine sehr unglückliche Wortwahl im Artikel.