Kann Google's „80/20 Formel“ für ein reines Dienstleistungsunternehmen wirtschaftlich sein?

Mit diesem Blog-Beitrag möchte ich etwas Einblick in die Unternehmensstrategie, die „Denke“ und Werte von synyx geben – und, natürlich aufzeigen, was das Ganze mit Google’s „80/20 Formel” zu tun hat. Seit Mitte Oktober bin ich hier für Sales verantwortlich. Vor mir gab es in der Firma noch keinen Vertriebsmitarbeiter. Von daher war und ist es immer noch eine Herausforderung, die eigenen aber natürlich unterschiedlichen Erfahrungen, wie Unternehmen funktionieren und sich entwickeln können, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Eine spannende Aufgabe, vor allem auch, weil es bei synyx keine Entscheidungen von „Oben“ herab gibt, sondern wirklich alles im Team/in der Firma diskutiert und beschlossen wird. Das macht das Ganze natürlich sehr spannend, weil man die Kollegen für seine Ideen begeistern muss.

Zu Beginn meiner Tätigkeit haben wir intensiv über die Unternehmensziele und deren genauere Definition gesprochen. Ganz oben steht dabei die Qualität in der Softwareentwicklung. Qualität ist der Punkt, der nicht verhandelbar ist und in dem wir führend sein wollen. Für mich als Verkäufer klingt das natürlich hervorragend. Wenn man nachhaltige Kundenbeziehungen und keine One-Shot-Deals machen möchte, ist Qualität DAS Mittel dafür. Stellt sich nur noch die Frage, wie wir diesen hohen Anspruch an Qualität erreichen und belegen können.

Eine Vorgehensweise, welche sich synyx zur Maximierung der Qualität vorgenommen hat, ist Google’s „80/20 Formel”. Die Idee ist, 80 % seiner Zeit produktiv (fakturierbar) zu arbeiten und 20 % der Zeit für Innovationen aufzuwenden. In unserem Fall haben wir gesagt, wir wollen die 20 % unserer Zeit für die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter (Weiterbildung) bzw. die Unternehmensentwicklung (R&D, Marketing) nutzen. Aktuell haben wir dieses Ziel noch nicht voll erreicht, aber wir arbeiten konsequent an der Umsetzung. Ein Zeitanteil von 20 % entspricht bei unserer 40 Stundenwoche, einem kompletten Tag pro Woche. Zusätzlich zu den 20 % Zeit hat jeder Mitarbeiter ein Weiterbildungsbudget von 2.000 EUR pro Jahr. Das ist insgesamt ein beeindruckendes Investment, welches die Firma tätigt, um seine Qualitätsansprüchen gerecht zu werden.

Was bedeutet nun der faktische Verzicht auf 20 % vom Umsatz? Können wir uns das überhaupt leisten? Da wir ein reines Dienstleistungsunternehmen sind und kein Produktgeschäft „neben her“ am Laufen haben, verdienen wir ausschließlich über unsere Zeit, die wir für den Kunden arbeiten.
Also noch mal die Frage: Können wir uns Google’s „80/20 Formel“ leisten? Antwort: Ja! Und ist es für uns wirtschaftlich? Antwort: Ja!

Im Geiste lese ich schon Blog-Kommentare wie: „Klar, könnt Ihr Euch das leisten, wenn Ihr horrende Tagessätze verlangt!“. Oder: „Ihr bezahlt nur Hungerlöhne! Dann geht das.“. Beide imaginären Kommentare sind nachvollziehbar und gehen, wenn auch nur geringfügig, in die richtige Richtung.

Zu unseren Tagessätzen: Diese sind aus meiner Sicht absolut marktkonform und wettbewerbsfähig. Mein Ziel ist es leicht über dem Mittelfeld zu liegen. Darüber, weil wir aufgrund unserer „80/20 Regel“ sehr wahrscheinlich eine bessere Qualität, als unsere Marktbegleiter liefern können. Zu den Hungerlöhnen: Es ist richtig, dass wir keine Gehälter zahlen können, wie Sie in größeren Consulting Firmen oder bei größeren Endkunden gezahlt werden. Wir sind allerdings auch nicht so weit weg davon und bieten inhaltlich bzw. von der Work-life-balance oft mehr von dem, wie sich Mitarbeiter Ihre Arbeit vorstellen. Unserer Meinung nach ist
Lebensqualität mit einem guten Gehalt mehr wert als ein Maximalgehalt
mit Stress und fehlender Work-Life Balance.

Der Entscheidende Faktor, warum synyx sich die „80/20 Regel“ leisten kann ist jedoch die Geschäftsführung selbst. Thomas, (Jo)Achim und Markus zahlen sich selbst im Verhältnis ein sehr bescheidenes Gehalt. Dieses nicht entnommene Geld, ist ein maßgeblicher Grund dafür, dass wir es uns leisten können auf 20 % unseres Umsatzes zu verzichten. Im Kontext mit den aktuellen Debatten über explodierender Manager Gehälter und hemmungsloser Mitnahmementalität, tut es einfach gut ein komplett anderes, auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Unternehmensmodell zu erleben und daran mitwirken zu können.

Für mich ist die „80/20 Regel“ ein klarer Wettbewerbsvorteil, den ich selbstverständlich in Kunden- oder Personalgesprächen nenne und erläutere. Mich würde interessieren, welche anderen Unternehmen ähnlich viel In Qualität investieren möchten, die gleichen Ziele und Werte verfolgen und natürlich wie diese das umsetzen. Wer eines kennt, bitte Mail an rueckert@synyx.de.

Kommentare

  1. Super Artikel! Ohne Innovation und Weiterbildung geht's nicht. Und wenn alles richtig läuft liefern die 20% vielleicht ein Ergebnis das die Erträge der anderen 80% locker schlägt ;)

  2. Macht weiter so, lieber ein ausgelichenes Arbeitsklima und ein paar Euro weniger als ein dickes Bankkonto und nur Stress am Hals.